Staatsexamenskurs Lineare Algebra

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Kurs: vhb - lineare Algebra (nicht-vertieft) - Demo
Buch: Staatsexamenskurs Lineare Algebra
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Datum: Donnerstag, 17. April 2025, 22:54

1. Lineare Gleichungssysteme, Determinanten- und Matrizenrechnung

Cramer

Gabriel Cramer (1704 - 1752)

Cramersche Regel im Original

Lineare Gleichungen und Gleichungssysteme finden wir schon 300 v.Chr. sowohl in babylonischen Schriftzeugnissen als auch in China.
Rund zweitausend Jahre später beginnt mit Leibniz (1678), Cramer (1750) und anderen eine intensive Auseinandersetzung mit dieser Problemstellung.

Noch heute übliche Bezeichnungen wie Matrix, Determinante, Existenz und Eindeutigkeit von Lösungen wurden in die Wissenschaft eingeführt.
Sowohl in formaler Hinsicht (Notationen) als auch im Blick auf inhaltliche Erkenntnisse profitiert die Mathematik noch immer von diesen Darstellungen.

1.1. Lineare Gleichungssysteme

In einem ersten Zugang zur Linearen Algebra studieren wir die rechnerischen Grundlagen der Lösung von Linearen Gleichungssystemen. Im Zentrum steht die korrekte und nachvollziehbare Verwendung des Gaußschen Eliminationsverfahrens. Da sich viele Probleme der Linearen Algebra auf ein passendes Lineares Gleichungssystem zurückführen lassen, sind gefestigte Kenntnisse dieser Methode unerlässlich.

zur Theorie

kurz nachgedacht

  1. Bestimmen Sie die Lösungsmenge des nachfolgenden Linearen Gleichungssystems!

     x1+x2+x3=9x1+2x2+5x3=15x1+3x2+8x3=23

    Lösung
  2. Bestimmen Sie die Lösungsmenge des nachfolgenden Linearen Gleichungssystems!

    x1+2x2+3x3=04x1+5x2+6x3=17x1+8x2+9x3=3

    Lösung
  3. Bestimmen Sie die Lösungsmenge des nachfolgenden Linearen Gleichungssystems!

    x1+x2=72x1+x2+2x3=54x1+x2+6x3=1

    Lösung

Übungsaufgaben

  1. Sei A=(23459123451111410123),b=(10642),x=(x1x2x3x4x5)

    a) Bestimmen Sie den Lösungsraum des homogenen Linearen Gleichungssystems Ax=0.
    b) Geben Sie die allgemeine Lösung des Linearen Gleichungssystems Ax=b an.
    Lösung

  2. Gegeben sei A=(11012211030221112320),sowiexp=(10312).
    a) Bestimmen Sie den Lösungsraum des homogenen Linearen Gleichungssystems Ax=0.
    b) Bestimmen Sie bR4 so, dass xp eine Lösung von Ax=b ist und geben Sie die Lösungsmenge dieses Linearen Gleichungssystems an.
    Lösung

  3. Sei nN,n2. Bestimmen Sie die Lösungsmenge LRn des folgenden Systems von n linearen Gleichungen.
    {kj=1xjnj=k+1=1,k=1;2;...n1nj=1xj=1
    Lösung

  4. Lösen Sie das inhomogene Lineare Gleichungssystem in Abhängigkeit von tR.
    2x1+3x2+tx3=3x1+x2x3=1x1+tx2+3x3=2

    Lösung

1.2. Determinanten

Ein zentrales Mittel zur Lösung von n Linearen Gleichungen in n Unbestimmten ist die Determinantenberechnung. Bedeutende Mathematiker wie Leibniz, Maclaurin, Bezout und Vandermonde arbeiteten ca. 100 Jahre an dieser Theorie, bis sie die uns heute vertraute Form fand.

Der Wert der Determinante entscheidet (=determiniert), ob das Gleichungssystem eine eindeutige Lösung besitzt oder nicht. Damit ist ein Hilfsmittel an der Hand, das eine qualitative Aussage erlaubt, ohne das System explizit gelöst zu haben.

zur Theorie

kurz nachgedacht

  1. Für a,b,cR sei

    Aa,b,c=(a1b200c311110011)

    Bestimmen Sie alle a,b,cR, so dass det(Aa,b,c)=0.
    Lösung

  2. Berechnen Sie für bR die Determinante der Matrix

    ((b1)b2b42(b1)b2b23(b1)bb6).
    Lösung

  3. Beweisen Sie folgende Rechenregeln für Matrizen A,BM(n×n,R):
    (i) (A+B)=A+B
    (ii) (AB)=BA
    Lösung

Übungsaufgaben

  1. Gegeben sei die Matrix
    B=(0111110222120331230412340)R5×5

    a) Man berechne die Determinante von B.
    b) Man zeige mit Hilfe von a), dass die Matrix C=12BR5×5 die Determinante detC<1 besitzt.
    c) Man untersuche, ob es eine Matrix FR5×5 mit F2=C gibt.
    Lösung
  2. Gegeben seien die Matrizen:
    T1=(1);T2=(1112);T3=(110121012);Tn=(110012100121010012) für n4    
    a) Zeigen Sie mit Hilfe des Determinanten-Entwicklungssatzes die Rekursionsformel

    det(Tn)=2det(Tn1)det(Tn2) für n>2.

    b) Zeigen Sie mit vollständiger Induktion det(Tn)=1 für alle nN.
    Lösung 
                     

1.3. Cramersche Regel

Die Cramersche Regel zur expliziten Berechnung der Lösung eines quadratischen Linearen Gleichungssystem kommt - ohne das Gaußsche Eliminationsverfahren zu verwenden - allein durch Berechnung geeigneter Determinanten zum Ziel.

Dies gelingt allerdings nur (!) bei Systemen, die eine eindeutige Lösung besitzen. Hat das Lineare Gleichungssystem keine eindeutige Lösung, werden wir wieder auf Gauß zurückverwiesen.

zur Theorie

Übungsaufgaben

  1. Ermitteln Sie für welche tR das inhomogene Lineare Gleichungsystem
     2x1+3x2+tx3=3x1+x2x3=1x1+tx2+3x3=2

    eindeutig lösbar ist und  berechnen Sie diese Lösung mittels der Cramerschen Regel.
    Lösung
  2. Lösen Sie - falls möglich mit Hilfe der Cramerschen Regel - folgendes inhomogenes Lineares Gleichungssystem
    ax1+bx2=2aa2x1+b2x2=a2+b2

    in Abhängigkeit von a;bR .
    Lösung

    Erproben Sie doch zum Abschluss Ihre Kenntnisse in einem Spiel!

1.4. Staatsexamensaufgaben

Herbst 2011 - Thema 3 - Aufgabe 4

a) Bestimmen Sie alle tR, für welche die Determinante der Matrix
A=(1tt2t2t1t3)
ungleich 0 ist.
b) Bestimmen Sie in Abhängigkeit von tR alle Lösungen des inhomogenen Linearen Gleichungssystems
A(xyz)=(121).
Lösung

Herbst 2012 - Thema 3 - Aufgabe 4

Gegeben sei das Lineare Gleichungssystem (Gt) über R:
x+3z=32xty+z=2x+y+tz=1
a) Für welche tR ist (Gt) eindeutig lösbar?
b) Für welche tR hat (Gt) keine Lösungen?
c) Für welche tR hat (Gt) mehrere Lösungen?
d) Geben Sie in den Fällen der Lösbarkeit die Lösungsmenge von (Gt) an.
Lösung

Herbst 2019 - Thema 2 - Aufgabe 1

Für aR sei die reelle Matrix
Ma=(a0100a0110a0010a)R4×4 gegeben.
a) Zeigen Sie, dass die Determinante von Ma den Wert detMa=a42a2+1 hat.
b) Sei b=(1;1;1;1)R4. Bestimmen Sie alle aR, für welche die Lösungsmenge La={xR4:Max=b} mehr als ein Element hat. Geben Sie in diesem Fall/ diesen Fällen die Lösungsmenge konkret an.
Lösung