Kreativität
3. Kreatives Produkt
Ein kreatives Produkt stellt das Endergebnis eines kreativen Vorgangs dar, z.B. ein Roman, ein komponiertes Musikstück oder eine neu entwickelte Theorie. Die Schaffung eines kreativen Produkts wird von einigen Autoren als notwendig angesehen, um sinnvoll von Kreativität sprechen zu können (Bailin, 1994).
Abbildung 5.5: Mona Lisa von Leonardo da Vinci.
(Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/85/Mona_Lisa.jpeg)
Das kreative Produkt bietet eine auf den ersten Blick einfachere Möglichkeit, Kreativität zu identifizieren als die Beschreibung relevanter Persönlichkeitsmerkmale. Dennoch bleibt auch hier die Frage bestehen, nach welchen Kriterien ein Produkt als kreativ zu bezeichnen ist. Zwei Kriterien zur Beurteilung kreativer Produkte haben sich durchgesetzt: Neuheit und Nützlichkeit.
Als wichtigste Eigenschaft gilt die Neuheit eines Produkts, wobei Neuheit häufig synonym mit Originalität verstanden wird. Es muss also etwas geschaffen werden, was es bisher in dieser Form noch nicht gab. Unklar bleibt hier vor allem die Frage, für wen das Produkt neu sein muss: Für den einzelnen Menschen oder sein Umfeld darf das Produkt in dieser Form noch nie irgendwo auf der Welt existiert haben. Strittig bleibt also die Frage, wie und von wem die genauen Kriterien für etwas Neues festgelegt werden. Kreativität steht nach dieser Definition somit immer in Abhängigkeit vom Umfeld, in dem sie auftritt. Sowohl die Zeit als auch die Gesellschaft, in der ein kreatives Produkt hervorgebracht wird, bestimmen die Bewertungskriterien maßgeblich mit.
Als zweites zentrales Merkmal zur Einordnung von Produkten als kreativ oder nicht kreativ wird das Kriterium der Nützlichkeit zugrunde gelegt. Entscheidend ist also, ob ein kreatives Produkt eine Wirkung oder Veränderung in der Gesellschaft hervorruft, wie dies zum Beispiel bei Erfindungen, wie Auto oder Mobiltelefon der Fall war. Hier wird wiederum die Bedeutung des Umfeldes deutlich: Eine kreative Idee kann daher sprichwörtlich erst dann eine breite Umsetzung finden und als kreatives Produkt gelten, wenn die Zeit und auch die Umstände dafür reif sind. Weiterhin beinhaltet das Kriterium der Nützlichkeit, dass zur Entwicklung kreativer Produkte relevantes und umfangreiches Vorwissen nötig ist, auf das zurückgegriffen werden kann. Andernfalls ist die geforderte praktische Anwendung des Produkts unwahrscheinlich.
Eine bleibende Aufgabe der Pädagogischen Psychologie liegt darin, für den schulischen Kontext detaillierte und praktisch anwendbare Kriterien zur Beurteilung der Kreativität von Schülerleistungen, z.B. Prüfungsleistungen, Unterrichtsbeiträge, Aufsätze etc. zu entwickeln (s. dazu Cropley, 2005).