Diagnostische Methoden I: Verhaltensbeobachtung in der Schule (Grundlagen, Arten der Beobachtung, Beobachtungssysteme, Beobachtungsfehler)
3. Überblick über Beobachtungssysteme
3.3 Kategoriensysteme zur Verhaltensbeobachtung
Rein von der Sprachbedeutung her lässt sich zwischen diesem und dem vorigen Unterkapitel kein Unterschied ausmachen, weil man den Kategorienbegriff in beiden Fällen anwenden könnte. Gleich ist auch der Ablauf der Beobachtung: Der Beobachter signiert in den vorher definierten Begriffen das Auftreten der einzelnen Verhaltensweisen. Auch hier haben wir es mit Nominalskalen zu tun: Die Kategorien sind einander ebenbürtige Qualitäten, welche von dem Beobachter jeder einzelnen Verhaltensweise zugeordnet werden muss.
Der Unterschied zu den Zeichensystemen ist im Grunde reine Konvention, die aber eindeutig festgelegt ist. Hauptunterschied: Das Kategoriensystem ist das vollständigere und häufig auch anspruchsvollere von beiden.
Beim Kategoriensystem zur Verhaltensbeobachtung |
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Es wird also klar, dass kein unbearbeiteter Rest von Verhaltensweise übrig bleibt. Mit der Signierung durch ein Kategoriensystem wird ein komplettes Abbild gespiegelt. Man kann sich gut vorstellen, dass die Beobachter bei einem solchermaßen anspruchsvollen Verfahren gründlich geschult werden müssen und dass die Livebeobachtung hohe Anforderungen stellt.
Tabelle 7.2: Kategoriensysteme zur Verhaltensbeobachtung am Beispiel des Schülers Eddy. |
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Kategoriebezeichnung |
Kodierung |
- aktiver Unterrichtsbeitrag (meldet sich, klärt das anstehende Problem) |
(aU) |
- reaktiver Unterrichtsbeitrag (führt Auftrag aus, schreibt oder zeichnet) |
(rU) |
- erwünschtes Sozialverhalten (hilft dem Nachbarn) |
(eS) |
- unerwünschtes Sozialverhalten (ärgert einen Mitschüler / desinteressiert aber still) |
(uS) |
Das Beispiel ist jetzt etwas stärker ausgebaut. Es gibt keine Überschneidungen und es kann jedes Verhalten kodiert werden. Also haben wir hier ein Kategoriensystem.