2. Grundlagen der Evaluation

2.1 Was ist Evaluation

In Schulen ist Evaluation häufig ein negativ besetzter Begriff. Evaluation wird assoziiert mit einer externen Kontrolle, der Schulen weitgehend hilflos ausgeliefert sind. Sie steht für eine Beurteilung und Bewertung, die oft nach nicht nachvollziehbaren Kriterien durchgeführt wird und so zu Ergebnissen kommt, die als unzutreffend oder unfair erlebt werden. Auf der anderen Seite gehört eine Überprüfung der erreichten Leistung von Schülerinnen und Schülern – auch eine Form der Evaluation – zum täglichen Handwerk in Schulen.

In seinem Buch „Evaluation Thesaurus“ erklärt Michael Scriven, einer der zentralen Wissenschaftler auf dem Gebiet der Evaluationsforschung, Evaluation als: „...the process of determining the merit, worth, or value of something, or the product of that process“ (Scriven, 1991, S. 139).

Evaluation ist demnach der Prozess der Bewertung eines Untersuchungsgegenstands oder das Ergebnis dieses Bewertungsprozesses. Wie dieser Bewertungsprozess abzulaufen hat, wird hier nicht weiter festgelegt. Insbesondere muss dieser Prozess nach dieser Definition nicht notwendigerweise systematisch ablaufen oder wissenschaftlichen Ansprüchen genügen.

In ihrem Lehrbuch Evaluation sprechen Wottawa und Thierau (2003) etwas vorsichtiger von „Definitionsversuchen“ und machen damit klar, dass die Meinungen über den Begriff weit auseinandergehen. Statt einer Definition in Form eines kurzen Satzes schlagen sie daher vor, zur Klärung des Begriffs die wesentlichen Kennzeichen einer Evaluation aufzulisten: Drei Merkmale sind für eine Evaluation demnach bestimmend:

  1. Evaluation dient als Planungs- und Entscheidungshilfe und hat daher etwas mit der Bewertung von Handlungsalternativen zu tun.
  2. Evaluation ist ziel- und zweckorientiert. Mit einer Evaluation werden praktische Maßnahmen überprüft, um so zu einer Entscheidung über Verbesserung, Aufgabe, Fortführung etc. dieser Maßnahmen zu kommen.
  3. Schließlich soll eine Evaluation dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung entsprechen.

Insbesondere das letzte Merkmal scheint einen sehr hohen Anspruch an den Kenntnisstand eines Evaluators bzw. einer Evaluatorin zu stellen. Wie viel Aufwand ist nun aber nötig, um eine aussagekräftige und damit potenziell Nutzen bringende Unterrichtsevaluation durchzuführen? Betrachten wir dazu im nächsten Abschnitt zuerst die Funktionen, die eine Evaluation haben kann, um so besser entscheiden zu können, welche Grundlagen für eine Unterrichtsevaluation sinnvoll und praktikabel sind.