3. Modul: Teilbarkeit ganzer Zahlen und modulare Arithmetik
vhb - Kurs: Grundlagen der elementaren Zahlentheorie
III.5. Rechnen mit Restklassen
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Eine zahlentheoretische Besonderheit bildet das Rechnen mit sogenannten Restklassen. Eine besonders spannende Anwendung hierfür ist beispielsweise das Verschlüsselungsverfahren RSA. |
Zunächst soll das Rechnen mit Restklassen eingeführt werden. Sei hierzu m eine natürliche Zahl, so definiert Kongruenzen sind eine Verallgemeinerung von Gleichungen, denn mit a = b gilt sicherlich auch a ≡ b mod m für jedes beliebige m ∈ ℕ. Insbesondere bestehen folgende Rechenregeln: Für beliebige a,b,c,d ∈ ℤ und m ∈ ℕ gelten
Die ersten drei Rechenregeln reflektieren, dass es sich bei der Kongruenz um eine Äquivalenzrelation handelt (s.o.). Von den restlichen Rechenregeln beweisen wir hier nur die 6. Rechenregel: Nach Voraussetzung gilt m∣(a − b)c und weil ggT(m,c) sowohl m als auch c teilt, folgt Wir schreiben die Äquivalenzklassen bzgl. ∼ als Mit a ≡ A und b ≡ B mod m existieren per Definition ganze Zahlen k,ℓ mit a = A + km und b = B + ℓm, so dass (a mod m) + (b mod m) = (a + b) mod m
= (A + B + (k + ℓ)m) mod m
= (A + B) mod m = (A mod m) + (B mod m). Nun betrachten wir sämtliche Restklassen eines festen Moduls gemeinsam. Modulo m bilden die Restklassen Diese Strukturen sind kein Zufall |
Satz. Sei m eine natürliche Zahl, dann ist die Menge ℤ∕mℤ mit der oben definierten Addition und Multiplikation ein kommutativer Ring, der sogenannte Restklassenring modulo m. |
Beweis. Die Menge ℤ∕mℤ ist mit der oben eingeführten Addition eine abelsche Gruppe mit neutralem Element 0 mod m bzgl. der Addition (was sich aus unseren bisherigen Überlegungen unmittelbar ergibt). Mit der oben definierten Multiplikation ist ℤ∕mℤ eine Halbgruppe und 1 mod m ist das neutrale Element der Multiplikation, insbesondere gelten die Distributiv- und Assoziativgesetze. Damit ist ℤ∕mℤ ein Ring und der Satz bewiesen. qed. |
Die Idee der Restklassenbildung ist oft hilfreich, um redundante Information los zu werden, mit dem Vorteil von der unendlichen Menge ℤ zur endlichen Menge von Restklassen modulo m übergehen zu können. Die Restklassenarithmetik hat ganz verschiedene Anwendungen, wie beispielsweise bei ISBN-Nummern. Eine Restklasse a mod m heißt prim, wenn a und m teilerfremd sind. Wegen ggT(a + km,m) = ggT(a,m) ist entweder jedes Element einer Restklasse oder keines teilerfremd zum Modul m. Die primen Restklassen modulo m = 8 sind damit φ(8) = 4, φ(10) = 4 und φ(2k) = 2k+1 bzw.φ(p) = p-1 und φ(pk) = pk(1 - 1/p) für p prim. Die Idee der primen Restklassen (bzw. multiplikativ Inversen) hilft auch beim Lösen von linearen Kongruenzen. Diese Idee lässt sich verallgemeinern |
Satz. Seien a,b ∈ ℤ und m ∈ ℕ. Dann ist die Kongruenz |
Beweis. Nach dem Satz von Bézout ist die lineare diophantische Gleichung |
Der Beweis ist konstruktiv (dank des euklidischen Algorithmus versteckt im Satz von Bézout). In einem alten chinesischen Mathematikbuch vor ca. zweitausend Jahrhen stellte sein Verfasser Sun-Tsu folgende Aufgabe: |
Aufgabe 1. Finde eine Zahl, welche Zahl bei Division durch 3 den Rest 2, bei Division durch 5 den Rest 3 und bei Division durch 7 den Rest 2 lässt. |
Hierher rührt auch der Name des folgenden Resultates: |
Satz (Chinesischer Restsatz). Es seien m1,…,mn ∈ ℕ paarweise teilerfremd und a1,…,an ∈ ℤ beliebig. Dann besitzt das lineare Konruenzsystem |
Eine interessante Interpretation des chinesischen Restsatzes ist die folgende: In einem hinreichend kleinen Intervall ist eine ganze Zahl also eindeutig durch ihre Reste modulo kleiner Primzahlen bestimmt! |
Beweis. Wir haben die Existenz und die Eindeutigkeit dieser Lösung zu zeigen. Hierzu setzen wir Also gilt x ≡ ak mod mk für 1 ≤ k ≤ n und x ist eine Lösung unseres linearen Kongruenzsystems. Dies beweist also die Existenz einer Lösung; nun der Nachweis der Eindeutigkeit: Eine Restklasse y ist genau dann eine Lösung, wenn mj∣(x − y) für 1 ≤ j ≤ n gilt. Mit der paarweisen Teilerfremdheit der mj ist dies äquivalent zu m = m1⋅…⋅mn∣(x−y) bzw. x ≡ y mod m, was zu zeigen war. qed. |