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Was heißt ‚Schöpfung‘?

Während diese Frage im westlichen Raum heute weitgehend durch die Frage nach der Entstehung des Universums ersetzt wurde, wurde sie im christlichen Spätmittelalter heiß diskutiert. Hat die Welt einen Anfang (in Form der göttlichen Schöpfung aus dem Nichts), wie es die christliche Tradition behauptet, oder ist die Welt ewig? Hat Gott die Welt frei geschaffen oder ist sie das Produkt notwendig ablaufender Vorgänge? Ist Schöpfung ein einmaliger Akt oder eine kontinuierliche Aktivität? Worin unterscheidet sich ‚schaffen‘ überhaupt von anderen hervorbringenden Tätigkeiten? Und schafft allein Gott, oder haben auch Menschen schöpferische Fähigkeiten?

Das sind Fragen, die über Jahrhunderte intensiv und kontrovers diskutiert wurden und bis heute (oft unbemerkt) nachwirken. Gerade die Rückkehr der aristotelischen Werke über den arabischen Raum im Spätmittelalter befeuern die Diskussion. Denn sie konfrontieren das christliche Weltbild mit einer ernstzunehmenden und wirkmächtigen Alternative.

Im Seminar werden wir die Stellungnahmen verschiedener spätmittelalterlicher Autoren (in Frage kommen etwa Petrus Lombardus, Thomas von Aquin, Siger von Brabandt, Bonaventura, Petrus Johannis Olivi oder Wilhelm von Ockham) zu den zentralen Aspekten der Schöpfungsfrage erarbeiten und diskutieren. So verschaffen wir uns nicht nur ein Bild davon, was ‚Schöpfung‘ heißt, sondern werfen auch einen Blick auf die Geschichte dessen, was heute als ‚Kreativität‘ allgegenwärtig ist.

Textgrundlage und Literatur: Wird noch bekannt gegeben.
lsf_20201
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