Lern- und Leistungsmotivation II: Umwelteinflüsse, Entwicklung und Förderung
3. Allgemeine Entwicklungsverläufe der Lern- und Leistungsmotivation
3.2 Entwicklung der Bezugsnormorientierung
Die Entwicklung des Leistungsmotivs ist die Basis für die Verwendung von verschiedenen Bezugsnormen. Bezugsnormen sind Gütemaßstäbe, die zur Beurteilung eines Leistungs-ergebnisses herangezogen werden. Man unterscheidet individuelle, soziale und kriteriale Bezugsnorm: Zur Beurteilung der eigenen Leistung werden bei Anwendung der individuellen Bezugsnorm Vergleiche mit früheren eigenen Leistungen durchgeführt. Bei der sozialen Bezugsnorm werden zur Beurteilung der eigenen Leistung als Vergleichsmaßstab die Leistungen der anderen Mitglieder der sozialen Bezugsgruppe herangezogen (z.B. Klassenkamerad/-innen). Kriteriale Bezugsnorm (oder sachliche Bezugsnorm) bedeutet, dass zur Leistungsbeurteilung Vergleiche mit Anforderungen angestellt werden, die in der Sache selbst liegen (z.B. eine zuvor für das Bestehen festgelegte Mindestpunkteanzahl bei einer Prüfungsaufgabe).
Im Alter von vier bis sechs Jahren tritt bei Kindern eine individuelle Bezugsnorm auf. Mit Eintritt in die Grundschule, also ab sechs bis acht Jahren, kommt die soziale Bezugsnorm hinzu. Allerdings erfolgt durch die Entstehung der sozialen Bezugsnormorientierung nicht zwingend ein Bedeutungsverlust der individuellen Bezugsnorm, sondern beide bestehen nebeneinander und werden je nach Auslösern und Anforderungen der Situation angewandt.
Übung 3
Ordnen Sie die Bezugsnormen (individuelle, soziale und kriteriale) sowie die Bezugs-normorientierungen in das Rahmenmodell der Lern- und Leistungsmotivation ein.